Die Achaimeniden
König Xerxes pers.Chashajarsha
Die Rolle der Frau im Achaimeniden Reich
Die Verwaltung der Achaimeniden
Von den Sitten der alten Perser
Im Jahre 546 v. Chr. überquert die iranische Armee den Fluß Halys, und schlägt das lydische Heer bei Sardes. Nach nur 14 Tagen fällt die mächtige Hauptstadt der Lyder und Kleinasien gehört zum persischen Reich. Doch dieser Feldzug ähnelt keiner der früheren Eroberungszüge der Geschichte. Die Besiegten werden nicht gedemütigt, ihre Heiligtümer nicht entehrt und ihre Städte nicht zerstört; viel mehr wird die Bevölkerung verschont, ihnen ihre Städte zurückgegeben und ihre Religion geachtet.
Es ist die Geburtsstunde eines Imperiums, das die Welt bis dahin noch nicht gesehen hatte. Sein König, Kyrosh d.Gr., König der Perser, hatte das iranische Reich der Meder 550 v. Chr. gestürzt, und die iranischen Fürsten unter sich vereinigt. Beunruhigt über den schnellen Machtzuwachs Irans entschließt sich der König der Lyder, Kroisos, ermutigt durch das zweideutige Orakel von Delphi "Wenn Du den Halys überschreitest wirst Du ein Reich zerstören" zum Angriff auf Iran. Bei Pteria kommt es zu einer Schlacht, die für beide Seiten unentschieden ausgeht. Kroisos tritt für den Winter den Rückzug an, um im Frühjahr den Krieg mit Hilfe seiner griechischen und ägyptischen Verbündeten fortzusetzen. Kyrosh wartet den Rückzug ab und marschiert dann im Eiltempo Richtung Sardes. Völlig überrascht stellt sich Kroisos wieder zum Kampf. Um die starke lydische Kavallerie abzuwehren, stellt Kyrosh seine Lastkamele in vorderste Linie. Beim Anblick der Kamele geraten die Rosse der Lydier in Panik und ergreifen die Flucht. Jetzt geht Kyrosh zum Angriff über. Neben der schweren persischen Kavallerie ziehen die mit Sicheln bestückten Streitwagen durch die Reihen der Lydier , gefolgt von der gepanzerten Infanterie; die Lydier sind besiegt. Mit Sardes kapituliert Kleinasien und Kyrosh beauftragt seine Feldherrn mit der Eroberung der griechischen Küstenstädte.
Den Protest der Spartaner gegen diese Eroberungen beantwortet Kyrosh d. Gr. laut Herodot wie folgt:
"Ich fürchte kein Volk, das inmitten seiner Städte Plätze hat [ Märkte], wo das Volk sich versammelt, schwört und einander betrügt. Wenn ich am Leben bleibe, soll Sparta von seinem eigenen Schicksal mehr zu reden haben als von dem der Ioner."
Nach Kleinasien wendet sich Kyrosh dem Osten Irans zu. In einem achtjährigen Krieg erweitert er die Grenzen Irans bis nach Indien und Zentralasien, bevor er seine Eroberungen im Westen wieder fortsetzt. Bei Opis schlägt er 539 v. Chr. das babylonische Heer und erobert die Hauptstadt Babylon. Wieder überrascht Kyrosh die Welt mit seiner Milde und Großzügigkeit. Er verschont die Babylonier und ehrt ihre Götter mit Opfergaben. Auch befreit Kyrosh das jüdische Volk von der babylonischen Gefangenschaft, gibt ihnen ihre Tempelschätze zurück, und befiehlt den Wiederaufbau des Tempels von Jerusalem.
Nach diesen glänzenden Siegen ordnet Kyrosh das Reich und wendet sich mit einem großen Heer den Nomadenstämmen in Zentralasien zu.
Er überschreitet den Jaxartes und betritt das Reich der Amazonin Tomyris, Königin der Massageten. Um einen Krieg zu verhindern, hält er zuerst um die Hand der Königin an; sie aber weist dies als eine List ab, und fordert Kyrosh zum Kampf heraus. Im Vorfeld des Krieges gelingt es Kyrosh zwar, ein Drittel des Massageten Heeres durch eine Falle zu vernichten. Doch in der darauffolgenden Schlacht, die nach Herodot "die Größte, die die Perser je geführt hatten" ist, wird das persische Heer vernichtet und Kyrosh II d. Gr. fällt. Bei seinem Tod 530 v. Chr. erstreckt sich das persische Reich von der Ägäis bis nach Zentralasien, und von Indien bis nach Israel.
Kyrosh, der Begründer des Perserreichs, ist zweifellos einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der Weltgeschichte. Er gilt als Sinnbild für militärisches und staatsmännisches Geschick, mit überragender Freigiebigkeit und Güte auch gegenüber seinen besiegten Feinden. Seine Biographie von dem Griechen Xenophon, "Kyropaideia", galt in Europa für lange Zeit als das vollkommene Bild eines Fürsten.
"...Ich bin Kyrosh und ich gewann den Persern ihr Weltreich. Mißgönne mir nicht dies Fleckchen Erde, das meinen Körper bedeckt. "
So dankt ihm auch der Prophet Jesaja die Befreiung seines Volkes aus der babylonischen Gefangenschaft mit den Worten:
" So spricht der HERR zu seinem gesalbten, Kyrosh, den ich bei seiner rechten Hand ergriff, das ich Völker vor ihm unterwerfe und Königen das Schwert abgürte, damit vor ihm Türen geöffnet werden ..."
weiter heißt es
"Er soll all meinen Willen vollenden und sagen zu Jerusalem: Werde wieder gebaut! "
Auszug aus der Bibel, dem Buch Esrah und den Prophetien Deutirojesajas.
Kyroshs Sohn Kambyzes folgt seinem Vater auf den Thron und vollendet dessen Werk . Nachdem er seinen Vater gerächt und das Reich geordnet hat, greift er über Sinai Ägypten an. Bei Pelusion schlägt er das ägyptische Heer und erobert 525 v. Chr. Memphis; auch hier behandelt er, gemäß den Traditionen seines Vaters, die besiegten Ägypter großzügig, achtet ihre Sitten und respektiert ihren Glauben. Nach Ägypten wendet er sich den übrigen Gebieten Afrikas zu. Er erobert Lybien, die Goldminen von Sudan und Teile Äthiopiens. Von der Eroberung Kathargos sieht er auf Bitten seiner phönezischen Vasallen ab. Doch der religiöse Aberglaube der Ägypter übersteigt selbst die Toleranz der Perser; um die außerordentliche Macht der Geistlichen einzuschränken, senkt er die Tempelsteuern, wodurch es zum Widerstand des Klerus in Ägypten kommt. Aber auch im Iran beginnen bald Unruhen. Ein Priester gibt sich als der getötete Bruder Kambyzes, Bardja, aus und erklärt sich zum König der Könige. Auf dem Rückweg nach Persien stirbt Kambyzes. Mit seinem Tod bleibt der falsche Bardja auf dem Thron. Doch sieben der iranischen Aristokraten verschwören sich gegen ihn; sie beauftragen einer ihrer Töchter, sich ihm zu nähern und den König auf seine Echtheit hin zu prüfen. So kann der falsche Bardja vom Thron gestürzt werden. Darius aus dem Hause der Achaimeniden wird König.
Mit seiner Thronbesteigung begegnet er zahlreichen Aufständen im ganzen Reich. Nahezu alle unterworfenen Länder fallen ab. Nur auf die persischen Truppen gestützt, zerschlägt er alle Aufstände. Dabei verfährt er wie Kyrosh und behandelt die unterworfenen Völker mit großer Milde. Darius gilt durch seine administrativen Maßnahmen zu Recht als der Schöpfer des persischen Weltreiches. Er reformiert das Verwaltungswesen, trennt zivile und militärische Ämter, schafft ein einheitliches Münzsystem, baut neue großzügige Straßen und Kanäle. Darunter die berühmte Königsstraße, von Sardes nach Susa 2.400km, und von Ägypten nach Zentralasien. Durch den Bau des Suezkanals werden die Schiffahrt und der Handel erleichtert. Außer dem wird ein ausgeklügeltes Postsystem ins Leben gerufen.
So berichtet Herodot:
" Überall gibt es königliche Stationen und ganz ausgezeichnete Herbergen, und die ganze Straße führt durch bewohntes und sicheres Gebiet."
Weiter heißt es
"es gibt aber nichts Sterbliches, das schneller eintreffe als die Post [...] weder Schnee noch Regen, nicht Hitze , nicht Nacht hält sie davon ab, das einem Reiter vorgeschriebene Wegstück so schnell wie möglich zurückzulegen."
All diese Reformen führen zu einem enormen wirtschaftlichen Aufschwung im Reich, so daß, trotz der hohen Steuern, die den besiegten Völkern auferlegt worden waren, die Menschen in Wohlstand leben können. Die Organisation des Reiches unter Darius gilt zu Recht als die Spitzenleistung der Staatskunst, die die Welt bis dahin gesehen hatte. Selbst bei den Römern, die später vieles davon übernehmen, können nur Trajan und Hadrian ihm gleichziehen. Nach diesen großen Reformen entsendet Darius eine Expedition zur Erforschung Indiens, dem anschließend die Annexion von weiten Teilen Indiens folgt.
"...Ich bin Darius, König der Könige, König in Persian und zweiundvierzig Völker, die mir Gehorsam leisten...."
Im Jahre 515 v. Chr. überschreitet das iranische Heer unter Darius den Hellespont. Makedonien und Therakien (heutiges Rumänien und Bulgarien) werden erobert. Er überquert die Donau und betritt das Land der nomadischen Skyten. 60 Tage lang marschiert das Heer ins Innere des Skytenlandes. Dieses Volk kennt weder Landwirtschaft, noch Häuser, wagt sich auch nicht zum Kampf zu stellen.
Die Skyten ziehen sich immer weiter in die Steppe zurück und hinterlassen nur verbrannte Erde. Nach 60 Tagen ist der König der Verfolgung müde und kehrt um. Dieser Feldzug zeigt vor allem, daß die Eroberung Griechenlands zu dem Zeitpunkt für die Perser keinerlei Bedeutung hatte. Erst später als die Griechen den Aufstand der kleinasiatischen Küstenstädte unterstützen, entschließt sich Darius, sie anzugreifen.
Nach Herodot standen vor dem Aufstand die griechischen Städte, namentlich Milet, auf dem Höhepunkt ihrer Zeit und ihres Reichtums. Als aber der Statthalter von Milet, Aristagoras, wegen einer fehlgeschlagenen Militärexpedition dem Darius Rechenschaft liefern soll, entschließt er sich, ermutigt durch den Reichtum seiner Stadt, vom Reich abzufallen. Er bittet die anderen Griechen um Hilfe. Mit der Unterstützung der Athener und Eretreen greift er Sardes an, plündert und verbrennt die Stadt samt ihrer Heiligtümer, doch vor den heranrückenden persischen Truppen fliehen die Griechen. Der Aufstand wird in der Schlacht von Epheus 495 niedergeschlagen. In den wiedergewonnenen Städten richten die Perser überall Demokratien ein und beginnen mit einer Strafexpedition gegen die beteiligten Griechen. Nach ihrer Niederlage werden die Eretreen nach Persien deportiert. Darius aber begnadigt sie und läßt sie eine neue Stadt gründen. Den Athenern aber gelingt es, den persischen Angriff abzuwehren. In der Schlacht bei Marathon gelingt es den Griechen, zum ersten Mal ein iranisches Heer zu besiegen. Dieser Sieg bewahrte nicht nur Athen vor dem Niedergang; er hatte eine kaum zu überschätzbare Wirkung auf die übrigen Griechen. Er brach der Mythos von der Unbesiegbarkeit der Perser.
König Xerxes pers.Chashajar Shah
Noch während seiner Vorbereitungen eines weiteren Feldzuges stirbt Darius. Sein Sohn Xerxes wird zum neuen König der Perser gekrönt. Er zerschlägt Aufstände in Ägypten und trifft umfangreiche Vorbereitungen für seinen Europafeldzug. Er beauftragt die phönizischen Werften mit dem Bau der größten Flotte der damaligen Welt, und läßt aus dem gesamten Reich Truppen ausheben. Doch dieser Feldzug unterscheidet sich von den Unternehmungen zur Zeiten Kyroshs und Darius`. Das Heer dient mehr der Zurschaustellung der persischen Macht als eine schlagfertige Armee. Die iranische Armee zeigt zwar einen enormen Fortschritt in bezug auf ihre Organisation und Bewaffnung, aber die vielen verschiedenen Völker mit ihren verschiedenen Sprachen und Kampfarten erschweren ihren präzisen militärischen Einsatz. Zudem schwächt der Einsatz der persischen Soldaten als Offiziere das persische Elite Corps. Im Jahre 480 v. Chr. erreicht das persische Heer den Hellespont. Am Meer beauftragt der König die phönizischen und ägyptischen Ingenieure mit dem Bau von Brücken. Diese zwei Brücken werden durch den darauffolgenden Sturm zerstört. Am nächsten Tag befiehlt der König das Meer (nach griechischer Vorstellung Poseidon) auszupeitschen und versenkt schwere Ketten als Zeichen der Unterwerfung Poseidons ins Meer. Sodann wird ein iranischer Ingenieur mit dem Bau beauftragt. Dieser baut eine stabile Schiffsbrücke, die selbst bis zum Rückzug intakt bleibt. Das Heer wird von einer großen Armada mit mehr als 1.200 Kriegsschiffen, bestehend aus griechischen, ägyptischen und phönizischen Einheiten, begleitet. Ein bei Athos gebauter Kanal erleichtert den Vormarsch der persischen Flotte. Insgesamt beweist der Aufmarsch den hohen organisatorischen, technischen und logistischen Stand des Heeres, der vieles den späteren Römern vorwegnimmt. Die persischen See- und Landstreitkräfte setzen ihren Zug nach Athen fort. Während die persische Flotte das erste Seegefecht bei Eube für sich entscheidet, wird eine vollständige Einkesselung der griechischen Armee durch die legendäre Tapferkeit des spartanischen Elitecorps unter ihrem König Leonidas verhindert (die Schlacht an den Thermopylen). Den Griechen gelingt es unter schweren Verlusten, das Schlachtfeld zu räumen. Xerxes erobert nach weiteren Kämpfen Athen; läßt als Strafe für die Verbrennung der Heiligtümer in Sardes die Tempel in Brand setzen, und überführt zahlreiche griechische Statuen als Trophäen nach Persien. Unterdessen steht die griechische Flotte in Salamis vor der Auflösung. Nur dem Geschick Temistokles ist es zu verdanken, daß sich die Griechen geschlossen zum Kampf stellen. Die gesamte griechische Flotte greift die noch zersplitterten persischen Flotteneinheiten bei der Meerenge von Salamis an.
Perspolis
Die Enge des Raumes behindert die großen und schnellen persischen Schiffe; zu dem fällt der persische Admiral zu Beginn der Schlacht. Als endlich die Flotte zusammengezogen wird, um die Griechen zurückzuschlagen, ist es bereits Abend. Wegen Kämpfen im Osten des Reiches verläßt Xerxes Griechenland, und überläßt seinem Feldherren Mardonios eine 80.000 Mann große Armee zur Eroberung Restgriechenlands. Bereits zu Beginn des nächsten Jahres fällt dann die Entscheidung bei Platäa. Die Schlacht dauert über zehn Tage. Die persische Kavallerie, der die Griechen nichts entgegenzusetzen haben, bringt den Griechen schwere Verluste bei
So heißt es bei Herodot:
"Als die Reiter (Perser) den Hellenen nahe genug waren, griffen sie Geschwaderweise an, brachten den Hellenen schwere Verluste bei [.... ] als Masistios (persischer Offizier) fiel, erbeuteten sie (die Hellenen) das Pferd und töteten nach tapferer Gegenwehr mit vieler Mühe den Reiter. Seine Rüstung bestand nämlich aus einem goldenen Schuppenpanzer [....] .Die Hiebe auf den Panzer verletzten ihn nicht, bis einer den Grund entdeckte und ihn ins Auge stieß [....] die Griechen führten den Leichnam durch die Reihen des Heeres. Er war von erstaunlicher Größe und Schönheit."
Die meisten Griechen räumen das Feld. Am zehnten Tag treten sogar die Spartaner und die Athener den Rückzug an. Die Perser, die den Sieg vor Augen haben, verfolgen die Griechen. Bei der Verfolgung fällt der pers. Feldherr Mardonios. Pansanias, der König der Spartaner, nutzt die Verwirrung aus und startet einen Gegenangriff. Die nun geschlagenen Perser ziehen sich nach Asien zurück. Die Abwehr der persischen Invasion eröffnet den Griechen eine neue Epoche der Kultur und des Geistes.
Der Sieg ist nicht der Erfolg von Gelehrsamkeit und der Wissenschaft, denn das Griechenland des 5. Jh. ist noch mindestens 50 Jahre von seinem Ruf als Zentrum des Geistes entfernt. Es ist der Wille und die Entschlossenheit eines Volkes, daß seine Freiheit über alle Maße liebt und bereit ist, diese auch gegenüber einer weit überlegenen Weltmacht zu verteidigen. Auch das Perserreich ist in dem folgenden Jahrhundert Zeuge eine enormen wirtschaftlichen und kulturellen Reichtum, dessen Überreste sich in den persischen Palastanlagen, in Parsagard und Persepolis, widerspiegeln. Zum ersten Mal in der Geschichte können Menschen sicher und frei durch die Welt reisen, Handel betreiben, fremde Kulturen kennenlernen und ihre wissenschaftlichen Kenntnisse austauschen. Aber mit dem Reichtum vernachlässigen die Perser ihre kriegerischen Tugenden immer mehr; zwar gelingt es den Persern beim Königsfrieden, ihre Hegemonie über die griechischen Staaten durchzusetzen.
"Artaxerxes, der Großkönig, hält es für gerecht, daß die Städte in Kleinasien ihm gehören und von den Inseln Klazomenai und Cypern, die andern Griechenstädte aber, groß und klein, sollen autonom sein außer Lemnos, Imbros und Skyros, die, wie in alten Zeiten, den Athenern gehören sollen. Wer aber diesen frieden nicht annimmt, den werde ich bekriegen zusammen mit den Bundesgenossen, zu land und zur See, unter dem Einsatz von Schiffen und von Geldmitteln"
Urkunde, aufbewahrt bei Xenophon, Hellenika V 1,31( Bengtson, Staatsverträge Nr.242)
Aber im Innern schwächen Nachfolgekämpfe und Aufstände das Reich. Noch einmal gelingt es Artaxerxes III Ochos (359-338) die Reichseinheit wieder herzustellen, und das Land auch militärisch zu stärken; aber mit seinem Tode erliegt das Reich unter Darius III dem jungen Makedonen Alexander dem Großen. Doch das Erbe dieses Reiches ging weit über dieses Datum hinaus. Die vorbildliche Reichs- und Militärverwaltung, die Edelmütigkeit und Großzügigkeit dieser ersten Perserkönige setzen in der Welt einen neuen, bisher kaum gekannten Maßstab. Selbst die Griechen kommen nicht umhin, diesen zu würdigen. Aber auch die administrativen Erneuerungen zur Verwaltung eines so großen Reiches findet sich später bei den Chinesen und Römern wieder.
Das Reich der Achaimeniden unter Darius d. Gr.
Herodot berichtet, daß die Perser einst zu Kyrosh kamen, und baten, ihre rauhe und gebirgige Heimat Persien verlassen zu dürfen, und in ein schönes Land zu ziehen. Kyrosh meinte,
"[...] Sie sollen das nur tun; doch gab er ihnen auch zu bedenken, sie möchten sich darauf gefaßt machen, nicht mehr zu herrschen, sondern beherrscht zu werden. Denn aus weichen Ländern pflegen weiche Männer zu kommen. Denn ein und demselben Land sei es nicht gegeben, sowohl üppige Frucht hervorzubringen, als auch Männer tüchtig für den Krieg. Da zogen die Perser es vor, zu herrschen, als Bewohner eines steinigen Landes, statt eine schöne Ebene zu bestellen und anderen zu dienen."
Entsprechend der Erfordernisse des Reiches ist die Erziehung der Perser auf Administration und Militär ausgerichtet. Die Knaben werden vom fünften bis zum zwanzigsten Lebensjahr vor allem (nach Herodot) im Reiten, Schießen und Wahrheitsagen erzogen. Ferner lernen sie in dieser Zeit zu befehlen und zu gehorchen. Mit 20 Jahre verlassen sie ihre Heimat Pars und ziehen in Gruppen unter der Leitung eines Mentors durch das Imperium. So lernen sie das Reich und seine Völker mit ihren vielfältigen Kulturen kennen. Mit 25 Jahren kehren sie nach Hause und treten in die Dienste des Königs und werden mit öffentlichen und militärischen Ämter betraut.
Die Rolle der Frau im Achaimeniden Reich
Von den Frauen der iranischen Aristokratie weiß man schon seit langem, daß sie mit weitreichenden Rechten und Privilegien ausgestattet wurden. Sie verfügten über beträchtliches Vermögen und Ländereien, die sie selbständig verwalten konnten. Von ihren großen politischen Einfluß wissen vor allem die griechischen Quellen zu berichten. So weden sie in Firdausis Werk (Shahnahmeh) abermals als tapfere Kriegerinnen gerühmt.
Aber auch die Frauen der unteren Schichten hatten eine außerordentlich hohe rechtliche Stellung, ganz im Gegensatz zu den antiken Römer und Griechen. Aus den zahlreichen neu entdeckten Dokumenten dieser Zeit ( zum Teil Lohnabrechnungen u.s.w ) weiß man, daß den Frauen gleicher Lohn wie den Männern zu stand. So konnten sie auch in den Zahlreichen Manufakturen des Reiches leitende Positionen annehmen. Das Reich garantierte ein Mindestgehalt und die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sowie während der Schwangerschaft.
Die Verwaltung der Achaimeniden
Das persische Imperium, das erste Indogermanische Reich der Geschichte, zählt zu den bestgeführten Staaten der Weltgeschichte. An dessen Spitze steht der König der Könige, König der Perser. Das Reich ist in 20 Satrapien (=Provinzen) unterteilt, die von persischen Adligen oder einheimischen Fürsten verwaltet werden. Jeder dieser Satrapien ist zu jährlichen Tributzahlungen und sonstigen Abgaben verpflichtet. Zur besseren Verwaltung sammeln die Perser die alten Gesetze der Völker und wenden diese in den einzelnen Ländern an. So empfinden auch die eroberten Gebiete, außer vielleicht Ägypten, die persische Herrschaft mehr als eine Schutz- und Ordnungsmacht als eine Unterdrückung. Dem Satrapen (=Statthalter) sind Generäle und Verwaltungsbeamte zur Seite gestellt, die nur dem Shah verpflichtet sind. Zudem existiert ein breites Netz von Horcher (genannt Ohren und Augen des Königs), die den König über die Verhältnisse im Land informieren. Um ihren hohen Gerechtigkeitsanspruch nach zu kommen, schaffen die Perser ein starkes Rechtssystem.
Tor der Nationen
So heißt es bei Darius:
"Nach dem Willen Ahuramazdas bin ich so geartet, daß ich das Recht liebe, das Unrecht hasse. Ich will nicht haben, daß der Schwache des Starken wegen Unrecht leide; aber ich will auch nicht haben, daß der Starke des Schwachen wegen unrecht erleide. Was Recht ist, daran habe ich gefallen. Einem Lügenknecht bin ich nicht Freund."
Eine wesentliche Säule dieses Reiches ist die Treue der Untertanen zum König. Eine Tugend, die von den Griechen kritisiert, bei den Perser aber sehr hoch gehalten wird. Die Griechen interpretieren diese nahezu bedingungslose Treue der Perser zu ihrem König als ein Akt der Versklavung, wohingegen die Perser darin eine große Ehre sehen.
So empört sich Rustam bei Firdausi im Königsbuch gegen den König mit folgenden Worten:
"Weder Deinen Zorn fürchte ich, noch brauche ich Deine Gnade. Gehorsam diene ich Dir aus Treue."
Von den Sitten der alten Perser
nach dem griechischen Historiker Herodot (ca. 484-425 v. Chr.)
Erstes Buch " Religion und Sitten der Perser "
Über die Sitten der Perser kann ich folgendes mitteilen.:
Es ist nicht Sitte bei ihnen, Götterbilder, Tempel und Altäre zu errichten. Offenbar stellen sie sich die Götter nicht wie die Hellenen als menschenähnliche Wesen vor. Dem Zeus pflegen sie oben auf den Gipfel der Berge zu opfern, und zwar bezeichnen sie mit dem Namen Zeus das ganze Himmelsgewölbe. Sie opfern auch der Sonne, dem Mond, der Erde, dem Feuer, dem Wasser und den Winden.
Als höchsten Festtag feiert jeder Perser den Tag an dem er geboren ist. An diesem Tage will er ein reichlicheres Mahl einnehmen als sonst, und seinen Gästen jeweils ein Geschenk machen.
Den Wein lieben sie sehr. Sie pflegen im Rausch die wichtigsten Angelegenheiten zu verhandeln. Den Beschluß den man so gefaßt hat, trägt der Hausherr, in dessen Hause die Beratung stattfindet, am nächsten Tage, wenn die beratenden nüchtern sind, noch einmal vor. Ist man auch jetzt damit einverstanden, so führt man das beschlossene aus. Auch ein Gegenstand, den sie nüchtern vorberaten haben, in der Trunkenheit noch einmal erwogen.
Brot wird wenig gegessen, viel Zukost, und zwar in mehreren Gerichten. In Gegenwart anderer sich zu erbrechen oder Wasser zu lassen ist nicht Sitte. Darin sind sie streng.
Kein Volk ist fremden Sitten so zugänglich wie das persische. Sie finden medische Kleidung schöner als die ihrige und tragen sie infolgedessen. Alle Genüsse und Vergnügungen, die sie kennenlernen, führen sie auch bei sich ein.
Die Haupttugend ist Tapferkeit. Ferner gilt es als ein Verdienst, viele Söhne zu haben.
Sie unterweisen die Knaben vom fünften bis zum zwanzigsten Jahre; aber nur drei Dinge lernen sie; Reiten, Bogenschießen und Wahrheit sagen.
Diese Sitte lobe ich, ebenso die andere, daß nicht einmal der König einen Menschen wegen eines Vergehens erschlagen darf; überhaupt kein Perser an seinem Knecht aus einem bestimmten Anlaß eine tödliche Strafe vollziehen darf. Eine Bestrafung ist nur nach sorgfältiger Abwägung möglich.
Das Entehrendste ist bei Ihnen das Lügen. An zweiter Stelle steht das Schuldenmachen, weil ihrer Meinung nach ein Schuldner notwendigerweise in die Lage kommt zu lügen.
Autor: Arash Moghaddam Alvandi