Der Iran nach dem Fall der Sassaniden
Kalifat der Abbasiden (749-1257)
Noch während Chosro II und Heraklios 622 um die Weltherrschaft streiten, siedelt Mohammad, der Prophet des Islams, von Mekka nach Medina ( Hedchra 622 n. Chr. Beginn islamischer Zeitrechnung).
Nachdem er sich nun nach seiner Berufung zum Propheten 610 n. Chr. vergeblich bemüht hatte, die heidnischen Araber zum islamischen Glauben zu bekehren, bekennt sich beinahe ein ganze Stadt zum Islam. Bestand sein Werk bis dahin in unermüdlicher Predigt, so beweist er sich nun in Medina als außergewöhnlicher Staatsmann, dessen Überlieferungen die Grundlagen islamischer Staatsphilosophi bilden; bis zu seinem Tod 632 n. Chr. vereinigt er die meisten Stämme Arabiens. Durch den Islam erreicht das arabische Volk seinen Höhepunkt in der Weltgeschichte. Sein Nachfolger, Abubakr, der erste Kalif (Stellvertreter), vollendet die Einheit Arabiens, und unter dem zweiten Kalifen Omar beginnen die Glaubenszüge Islams. Angetrieben von dem neuen Glauben, und bestärkt durch die Sehnsucht nach dem Paradies oder reicher Beute, eröffnen sie die Kriege gegen den beiden Weltmächte Byzanz und Iran. Nach anfänglichen Rückschlägen schreiten sie nach ihren erstaunlichen Erfolgen 636 bei Yamurk und Quadisya von Sieg zu Sieg. Im Osten zerstören sie das Sassanidenreich und erscheinen bald in Indien und Zentralasien. Im Westen erreichen die arabischen Armeen Syrien, Ägypten und bald den Atlantik. Nach dem glänzenden Sieg Tariqs` über die Westgoten unter ihrem König Theoderich, in Spanien marschieren sie vom Westen her nach Mitteleuropa, bis sie bei Turs von den Karolingern zurück geschlagen werden. Trotz diesem außergewöhnlichen Erfolg tritt im Inneren des Reiches bereits nach dem Mord an dem dritten Kalifen Osman eine Spaltung ein, die den islamischen Glauben bis heute teilen sollte. Während ein Teil der Moslems in dem Schwiegersohn und Neffen des Propheten . Ali ibn Abitaleb (Emir-al momenin), die rechtmäßige Nachfolge sehen (die Schiiten), beansprucht der Statthalter von Damaskus Muawia (Begründer des Omajaden Kalifats) das Amt des Kalifen. Diese Kämpfe finden 680 bei Karbela ihren traurigen Höhepunkt, als Hussain Ibn Ali (Enkel des Propheten) und seine Familie den Märthyrertod finden. Die Omajaden führen in Damaskus, im Widerspruch zu den Traditionen des Propheten, einen prunkvollen Hof byzantinischen Vorbilds ein. In der Folgezeit vollzieht sich die Islamisierung weiter Teile Irans; der tausendjährige Glauben Zarathustras muß dem neuen Glauben mit seinen revolutionären Ansichten von Gleichheit und Brüderlichkeit aller Menschen, weichen, während sich der Kleinadel auf dem Land der Islamisierung lange Zeit widerstrebt, nehmen immer mehr Stadtbürger, der starren sassanidische Gesellschaftsordnung müde, bald den neuen Glauben an. Es ist nur der Beigeschmack der Niederlage, die den Erfolg des Islams im Iran hemmt; doch das sollte sich bald ändern.
Kalifat der Abbasiden (749-1257)
Kaum hundert Jahre nach der Niederlage von Nahawand formiert sich ein neuer Widerstand gegen die Omajaden in Damaskus im Osten Irans. Das iranische Heer unter Abu Moslem-e Chorasani besiegt die Araber 749 bei Zab und verhilft Abu-Abbas, einem Nachkommen des Propheten väterlicherseits, zum Amt des Kalifen. Es ist der Beginn des ruhmreichen Abbasidenkalifats.
Von nun an übernehmen die Perser die Führung in der islamischen Welt.
Der Kalif al Mansur verlegt die Hauptstadt des Reiches in die neu gegründete Stadt Bagdad nahe der alten Perser Hauptstadt Ktesiphon. Die Abbasiden übernehmen immer mehr sassanidischen Charakter. Die sassanidische Verwaltung und Hofzeremonie wird eingeführt und auch die Stellung des iranischen Adels wird dem angeglichen. Die iranischen Gelehrtenfamilie der Barmakiden, fördern als Großwesiere des Kalifen Wissenschaft und Kultur. Sie legen den Grundstein für den liberalen Forschungs- und Diskussionsgeist, der den Islam zu ihrer kulturellen Blüte bringt. Unter ihnen werden die Schriften der persischen Universitäten ins Arabische übersetzt; über diesen Weg erreichen später die antiken Wissenschaften die Europäer.
Diese geistige Blüte sollte auch nach dem berühmten Kalifen Harun al Rashid und dem politischen Machtverlust Bagdads die Stadt zieren. Bereits 813 verlangt der iranische Feldherr Tahir, der nach Eroberung von Bagdad den Kalifen Al Mamun an die Macht bringt, als Belohnung seine Selbständigkeit im Osten Irans. Zu diesem Zeitpunkt hat das wiedererwachte Nationalgefühl der Iraner bereits zu großen Aufständen gegen das Kalifat in Bagdad geführt.
Die Unabhängigkeitsbemühungen, die alle die Wiederherstellung der einstigen Größe Irans zum Ziel haben, kann man in zwei Kategorien einteilen. Für die erste Partei gilt es das Sassanidenreich wiederzubeleben und den Islam gänzlich aus dem Iran zu vertreiben; für die anderen gilt es, als neue Mosleme den Islam in der iranischen Kultur einzubinden. Die bereits fortgeschrittene Islamisierung Irans als das Werk großer Prediger, führt zum Erfolg der zweiten Gruppe. Die vollständige Eingliederung des Islams in das iranische Staatsverständnis, sollte erst unter den Saffawiden gelingen. In der Zwischenzeit ähnelt die Politik im Iran die des mittelalterlichen Europas. Es ist ein ständiger Kampf zwischen der Krone und dem Kalifat.
Die wohl bedeutesten und in der iranischen Literatur berühmtesten anti-islamischen Bewegungen Irans sind von Babak und Maziar. Babak beginnt 816 einen erfolgreichen Aufstand gegen die Araber und die islamisierten Iranern. Dieser Aufstand, der durch soziale Mißstände begünstigt wird, weitet sich im Norden und Westen Irans aus. Die Armeen des Kalifen werden einer nach der anderen vernichtet, und der Aufstand wird so zu einer ernsthaften Gefahr für den Islam. In äußerster Bedrängnis beruft der Kalif den iranischen Feldherrn von Mawarannahr Afshin zum Oberbefehlshaber der islamischen Streitkräfte. Dieser erobert das Land allmählich zurück, und ergreift Babak, der von dem Kalifen 838 hingerichtet wird. Fast zeitgleich kommt es in Mazandaran zu einem weiteren Aufstand gegen das Kalifat. Der Fürst von Mazandaran, Maziar, erklärt den Krieg gegen die Moslems. Aber nach mehreren Siegen wird auch er von Afshir besiegt. Die Provinz Mazandaran kann allerdings von den Moslems nicht erobert werden. Afshin wird für seine "Dienste" 841 von dem Kalifen hingerichtet.
Als Sohn eines Schmiedes gelingt es dem Saffariden Yaqub-e Lais 867 - 79 n. Chr., das iranische Heldenland Sistan unter seiner Kontrolle zu bringen. Von hier aus beginnt er mit der Bekämpfung des Kalifats. Er erobert weite Teile des Irans und übernimmt den Sassaniden Titel Shah an Shah. Doch trotz seiner hervorragenden Leistungen sind seinen Erfolgen Grenzen gesetzt. Denn als frommer Moslem muß er, wenn auch nur formell, die geistige Herrschaft des Abbasiden Kalifen anerkennen. Während seiner Regenschaft bemüht er sich um die politische Emanzipation Irans. Weiterhin setzt er sich für die Verbreitung des Islams im Iran und vor allem in Afghanistan ein. Sein Reich zerfällt nach ihm und seinem Bruder in Kämpfen mit der aufstrebenden Dynastie der Samaniden. Es ist der Auftakt zu einem Zeitalter wechselnder Machtzentren und rivalisierender Fürstentümer im Iran. Es ist die größte Epoche des Geistes und der Kultur in der islamischen Welt.
Das endgültige kulturelle und nationale Erwachen Irans vollzieht sich weit entfernt von Bagdad, in Mawarannahr. Seit 819 Gouverneure von Chorasan dehnen die Samaniden unter Nasr I (864-92) ihren Machtbereich nach Samarkand und Buchara aus. In diesen heute ozbekischen Städte wurde einst die iranische Kultur wiederbelebt. Ihre Hauptstadt Buchara wird das Zentrum iranischer Kunst, Wissenschaft und Literatur und zum Gegenpol zu Bagdad. In Mawarannahr treffen persische, chinesische und indische Kulturen in einer liberalen Umgebung aufeinander. Hier führt Charasmi die indischen Zahlen in der islamischen Mathematik ein, und Avizena (der berühmteste Arzt des Mittelalters) verbringt seine Jugend. Die Samanidenlegislatur bleibt für die gesamte islamische Welt ein unerreichbares Vorbild.
Waren Samaniden im Ostiran als fromme Sunnitten treue Anhänger des Kalifen in Bagdad, so kommt mit der Herrschaft der schiitischen Buyden-Dynasti im Westiran und im Irak das Ende der weltlichen Herrschaft des Kalifen. Das persische Haus der Buyden stammt aus der kaspischen Küstenregion von Mazadaran. Von hier aus erobern sie Mittel- und Westiran und sie besiegen 945 das Heer des Kalifen. In Bagdad errichten sie als Schutzmacht des Kalifen eine Herrschaft persischer Prägung. Als Schiiten sind sie zwar nicht an dem Kalifen gebunden, lassen ihn aber an der Macht und sichern sich damit die Legitimation zur Herrschaft über die übrige islamische Welt.
Im zehnten Jahrhundert wird ein neuer Prozeß in der islamischen Welt eingeleitet, der für den Untergang der Samaniden im Osten bis hin zum Zerfall des Kalifats in Bagdad verantwortlich ist. In den ständigen Kämpfen gegen die zentralasiatischen Türken werden diese als Gefangene zum Islam bekehrt, und als Kriegssklaven in die Truppen eingegliedert. Dies wird vor allem notwendig, weil die Samaniden für die Abwehr der immer aufs Neue anstürmenden Kriegsvölker aus Zentralasien immer mehr Truppen benötigen. Auch das Kalifat erhofft sich von den türkischen Kriegern einen wirksamen Schutz gegen die herrschende iranische Aristokratie Zum Islam bekehrt, gestaltet sich die Kontrolle dieser türkischen Krieger als äußerst schwierig. Vor allem als durch den Bekehrungseifer der Samaniden immer mehr ganze türkische Stämme freiwillig zum Islam übertreten , müssen ihnen die Samaniden den Zuzug in iranische Territorien gestatten. Durch ihre militärische Schlagkraft und ihren frischen Glauben nehmen sie immer wichtigere Positionen im Militär ein und ebnen sich so den Weg zur Herrschaft.
977 gelingt es dem türkischen Samanidengeneral Sebuktin in der noch kaum islamisierten Stadt Gazna (heut. Nordafghanistan) einen Millitärstaat zu gründen. Seine Nachfolger machen diese Stadt zur Basis sowohl für die Eroberung Südafghanistans als auch für heilige Kriege gegen Indien. Mit dem Untergang der Samaniden 1005 werden die Gaznawiden unter dem berühmten Sultan Mahmoud (998-1030 n. Chr.) unabhängig.
Der Sultan bemüht sich um die Fortsetzung der samanidischen Tradition mit der Förderung der persischen Kultur; auch das Nationalepos der Perser, "Schahnahmeh" (das Königsbuch) von Firdausi, wurde an seinem Hof geschrieben.
Einen großen Namen macht sich dieser König vor allem durch seine glänzenden Siege in Indien. 1002 besiegt er eine türkisch- chinesische Invasionsarmee im Ostiran. Nach diesem großen Sieg setzt er seine Eroberungszüge nach Süden Richtung Indien fort. Seine jährlichen Überfälle in Indien, die er im Namen Allahs führt, machen ihn zu einer der wohl reichsten Könige der Weltgeschichte.
Trotz all seiner Bemühungen und enormen Ausgaben, auch kulturell seinen einstigen Herren, den Samaniden, gleich zu ziehen, verweigern viele Wissenschaftler und Gelehrte dem Sultan den Dienst. Den Persern, die die toleranten Samaniden gewöhnt sind, ist der fanatische Sultan wohl zu unberechenbar. So widersteht Avizena all den Verlockungen des Sultans, verweigert ihm den Dienst und flieht zu den Buyden in Esfahan.
Auch die Administration dieses vorwiegend militärisch ausgerichteten Reiches bleibt weit von einer hochkultivierten und wohlorganisierten Verwaltung der Samaniden zurück.
Schon früh unter den Samaniden sind die Selchuken als einer der ersten türkischen Stämme zum Islam übergetreten. Im Dienst der Samaniden kämpften sie gegen die nicht moslemischen Türken und Chinesen. Unter dem Einfluß der Samaniden erfahren sie auch die ersten Impulse der iranischen Zivilisation.
Mit dem Fall der Samaniden geraten auch die Selchuken immer mehr in Bedrängnis. Sultan Mahmoud zerstreut sie in weite Teile Irans; erst unter der Herrschaft seines Sohnes Masoud können sie sich erfolgreich gegen die Gaznawiden auflehnen. Ihre Fürsten, Torgil - Beg und Shagri - Beg, erobern 1037 den Chorasan und machen das Land zum Zentrum ihrer Macht.
Gestützt auf ihre schlagfertigen Kavallerie besiegen sie bei Dandanghn das weit überlegene Heer Sultan Masouds. Nach diesem Sieg beginnen sie mit der Eroberung West Irans und des Mawarannahrs. Sie erobern Charasm, Balch und Buchara im Osten; Rey, Shiraz und Esfahan im Westen.
1055 marschiert Türgil-Beg in Bagdad ein und befreit den Kalifen von der Buyiden Vormundschaft. Torgül erkennt den Kalifen formal als seinen Herrn an und rettet damit die Abbasiden.
Sein Erbe tritt sein Neffe Alb-Arsalan 1036 - 1072 an.
Mit Hilfe seines persischen Großwesirs Nizam-Al-Mulk legt er die Fundamente des neuen Reiches. Nizam-Al-Mulk, wohl der berühmteste Kanzler der islamischen Geschichte, ist der Schöpfer eines neuen Rechts - und Verwaltungssystems, das für die gesamte islamische Welt vorbildhaft sein sollte. Seiner langen Regierungszeit verdankt das Land seine größte wirtschaftliche Blüte. Sein Buch Siassat Nameh (= das Buch der Politik), war bis in das 19. Jahrhundert der Verfassungskodex des osmanischen Reiches. Auch militärisch zeichnet sich das Selchukenreich durch große Erfolge aus. In der Schlacht von Mantzikert 1071 vernichtet Alb-Arsalan mit nur 15.000 Soldaten das über 200.000 Mann große römische Heer unter der Führung des byzatinischen Kaisers Rohmanos Diogenes. Der Kaiser wird gefangen genommen, und Byzanz muß den Frieden mit einer Million Dinar erkaufen.
Alb-Arsalan fällt 1072 bei der Eroberung von Mawarannahr, und sein Sohn Malek Shah (1072 - 1092) wird sein Nachfolger. Während der gesamten Herrschaftszeit bleibt Nizam-al-mulk Großwesir und wird mit der Verwaltung des Reiches beauftragt. Er gründet überall in den Städten zahlreiche Universitäten und Bibliotheken.
Insgesamt ist das Selchukenreich mit seiner Hauptstadt Esfahan von einer solchen militärischen Schlagkraft, von geistigem und wirtschaftlichem Potential wie bei keinen anderen späteren islamischen Staaten. Unter Malik Shah erstreckt sich das Reich vom Mittelmeer bis nach Zentralasien. Nur an einer Herausforderung sollten Malik Shah und Nizam-al-Mulk scheitern, und zwar an den Ismailiten. Durch ihre Hand sterben 1192 Malek Shah und Nizam-al-Mulk. Unter den Nachfolgern Malek Shah gilt sein Sohn Sanger als letzter der großen Selchuken. Er verlegt die Hauptstadt von Esfahan nach Merw. Seine Herrschaft zeichnet sich vor allem am Anfang durch inneren Frieden und enormen Wohlstand aus. Unter ihm dienen, wie bei allen anderen Selchuken Sultanen, die Nachkommen des berühmten Großwesirs Nizam-al-mulk. Seine beeindruckenden Siege im Ostens Irans in Gazna und gegen die von Zentralasien aus in Ostiran einfallenden heidnischen Türken, begründen seinen großen Ruf in der islamischen Welt. Seine tolerante Haltung und die Förderung der Wissenschaften machen seine Hauptstadt zu einem kulturellen Hochburg Irans.
Unter ihm dienen, wie bei allen anderen Selchuken Sultanen, die Nachkommen des berühmten Großwesirs Nizam-al-mulk. Aber gegen Ende seiner Herrschaft taucht eine neue Gefahr im iranischen Osten auf. Ein neuer türkischer Stamm, die Hitai, bedrohen von Nordchina kommend die iranischen Grenzen.
In der Schlacht von Ghatwan 1141 erleidet Sanger seine erste Niederlage. Die heidnischen Türken erobern ganz Mawarannahr und überziehen das Land mit Angst und Schrecken.
Doch sie sind nur die Vorboten noch erschreckenderer Gefahren aus den tiefen Steppen Asiens. Eine erneute Niederlage gegen die Türken bei Balch 1154 eröffnet den Horden den Weg nach Chorasan, einer der wohlhabendsten Gebiete der damaligen Welt. So gerät zum ersten Mal ein großer Teil der islamischen Welt unter die Herrschaft heidnischer Kriegsvölker. Mit dem Tod Sangers 1157 zerfällt das Reich der Großselchuken. Während die Großselchuken im Iran von Charasm Shah zerschlagen werden, herrschen selchukische Fürsten, bekannt als die Kleinselchuken, für lange Zeit, in Syrien Irak und Kleinasien.
Vor allem in Kleinasien, wo sie später als Rumselchuken berühmt werden, zählen sie zu den größten Förderer der persischen Kultur. Sie werben im Iran persische Beamte und Gelehrte an, mit deren Hilfe sie eine funktionsfähige Administration aufbauen. Sie suchen vor allem den Anschluß an die altpersische Könige, führen ihre Titel wieder ein und werden durch ihre liberale Haltung zu einer der letzten Zufluchtsstätte der islamischen Gelehrten. So emigriert der berühmte persische Philosoph und Dichter Djalaledine Rumi (Balch) zu ihnen nach Anatolien.
Während die Kreuzzüge den Höhepunkt des europäischen Mittelalters bilden und große Bedeutung für die kulturelle Weiterentwicklung Europas haben, sind sie für die islamische Welt kleine Grenzkriege. Dies wird vor allem deutlich, wenn man die wirtschaftliche Überlegenheit der islamischen Staaten betrachtet. Auch militärisch stellen die Kreuzritter keine größere Herausforderung dar. Denn zum selben Zeitpunkt steht die islamische Welt im Osten vor solch mächtigen Feinden, daß im Vergleich dazu die Kreuzritter nur von regionaler Bedeutung sind.
Als treue Vasallen des Selchuken Sultans Sanger in Charasm werden die Charasm Shahiden in kaum einem Jahrhundert zur einer der bedeutendsten und nationalsten Dynastien Irans.
Während die Ersten der Charasm Shahs ihrem Herrn Sanger die Treue halten, erklärt sich der Charasm Shah Atsiz (1127-56) für unabhängig (1141). Sein Sohn Charasm Shah Tekish besiegt 1194 die durch die ständigen Angriffe der zentralasiatischen Türken geschwächten Selchuken. Nach der Eroberung ihrer Hauptstadt Hamedan zieht er gegen den Kalifen in Bagdad, dessen weltliche Macht zwar schon längst vergangen ist, seinen religiösen Einfluß aber dazu mißbraucht, die iranischen Fürsten gegeneinander auszuspielen. Zwar vernichtet der Shah das Aufgebot des Kalifen, läßt diesen aber weiterhin unbehelligt.
Nach dem Tod des Shahs übernimmt sein Sohn Sultan Mohammad Charasm Shah den Thron und führt die Dynastie zwar zu ihrem größten Ansehen, aber auch zu ihrem Niedergang. Er befreit Mawarannahr von der Herrschaft der ungläubigen Türken und treibt sie in die Steppen Asiens zurück. Weiterhin erobert er Afghanistan, Nordindien und weite Teile Zentralasiens. Doch sein Machtstreben und sein Versuch, den Iran von der religiösen Vormundschaft des Kalifen zu befreien, führt zum Investiturstreit mit Bagdad. Der einfältige Kalif Naser nutzt seinen geistigen Einfluß und wiegelt die anderen islamischen Fürsten gegen den Shah auf. Er geht dabei so weit, daß er die ungläubigen Türkvölker Zentralasiens und später sogar den Chingiz Chan dazu ermutigt, Iran anzugreifen und führt damit die Zerstörung der islamischen Zivilisation herbei.
Autor: Arash Moghaddam Alvandi