Die Saffawiden
(1502-1722)
Shah Abbas I (1587-1629) der Große
Die Saffawiden
Mit nur 15 Jahren wird Shah Ismail I (1502-1524)
im azerbaijanischen Tabriz zum König der Könige ausgerufen, und
schlägt ein neues Kapitel in der iranischen Geschichte auf. In unermüdlichen Kämpfen
gelingt es dem Prinzen aus einer Ordensfamilie, die lokalen Herren im Iran zu vereinen. Im
völligen Bewußtsein sassanidischer Tradition und des iranischen Nationalismus ordnet und
organisiert er das neue Reich. Dabei verbindet der shiitischen Glauben
als Staatsreligion das nach langen Kriegen zersplitterte Land. Das neugegründete Reich
übernimmt neben den alten sassanidischen Traditionen auch die Feinde in Ost und West. Von
Zentralasien führen Ozbeken und Mongolen immer wieder Raubzüge nach Ostpersien und
fliehen, sobald der Shah sich ihnen nähert. Im Westen steht das Osmanische Reich im Zenit
seiner Macht. Nach langen blutigen Kämpfen schlägt der Shah die Ozbeken bei Merw,
und macht den Plünderungen ein Ende. Den durch die Ozbecken aus Mawaranahr vertriebenen
Timuriden Fürst Babur unterstützt er mit Truppen. Babur fällt mit
Hilfe der iranischen Truppen in Indien ein und erobert das Land. Hier begründet er die
Dynastie der Mogulkaiser, die Indien bis (1527-1857)regiert. Noch sind
iranische Truppen im Osten in Kämpfe verwickelt, als die Osmanen den Iran vom Westen
angreifen. Ein 200.000 Mann großes osmanisches Heer unter der Führung Sultan
Selim fällt in Azarbaijan. Mit einem Heer von nur 47.000 Soldaten stellt sich
Shah Ismael den Türken entgegen. Drei Tage dauert die Schlacht. In einem selbstlosen
Angriff zerstört Shah Ismail an der Spitze seiner Qezelbash (die iranische
Elitekavallerie) die osmanische Artillerie (die einst stärkste der Welt ). Tschaldiran
ist als Thermopylen Irans in die Geschichte eingegangen.
Das Bild zeigt Shah Ismail in der Schlacht von Tschaldiran (1514). Auch die außergewöhnliche Tapferkeit des Shahs kann die Niederlage Irans nicht verhindern.
Als noch am dritten Tag der Shah, schwer verletzt, zum letzten Angriff übergeht, halten ihn seine Soldaten zurück. Er räumt das Schlachtfeld mit nur wenigen Überlebenden. Sein Tod hätte wohl das Ende des jungen iranischen Staates bedeutet. Die schwerangeschlagene türkische Armee muß aber nach hartem Widerstand der tabrizer Bevölkerung Iran räumen. Durch Tschaldinan gehen dem Iran Irak,Ostanatolien und Teile Syriens verloren. Es ist der Beginn eines langen und blutigen Krieges zwischen dem Iran und dem Osmanischen Reich. Mit nur 35 Jahren stirbt der junge König, genau 24 Jahre, nachdem er mit den Kampf um die Krone begonnen hatte. Sein Werk verlieh dem Iran neues Leben. Dem Ismail folgt sein elfjähriger Sohn, Shah Tahmaseb. Ganze sieben Kriege führt er gegen die Osmanen, die wegen den Glaubensgegensätzen der schiitischen Iranern und ihren sunnitischen Nachbarn mit besonderer Härte geführt werden. Doch der Iranern Sorgenkind bleibt die Ostgrenze, denn dort hat jede Niederlage verheerende Folgen. So richtet sich das Augenmerk des Shahs auf diese verwundbare Ostflanke. Unter seiner Regentschaft flüchtet der indische Mogul, Kaiser Homayun, nach Iran und erobert mit Hilfe des Shahs Indien zurück. Aber erst unter den Enkeln des Tahmaseb Shahs sollte das saffawidische Iran zu neuem Ruhm gelangen.
Shah Abbas I (1587-1629) der Große
Mit 18 Jahren wird Shah Abbas I d. Gr. in Kaswin gekrönt. Um aus der höchst bedrängten Situation herauszufinden, beendet er den Zweifrontenkrieg. Er überläßt den Osmanen die westlichen Provinzen, und wendet sich den Ozbeken im Osten zu. Nachdem er die Horden geschlagen hat, beginnt er mit tiefgreifenden Verwaltungs- und Militärreformen. Neben der tapferen, aber die modernen Feuerwaffen verachtenden Qezelbash bildet er eine modern ausgerüstete Infanterie und Artillerie. Nachdem sich diese neue Armee in Kämpfen im Süden gegen die Portugiesen, die seit Shah Ismail die Straße von Hormoz besetzt hielten, bewährt hatte, beginnt er mit dem langersehnten Schlag gegen die Osmanen.
das Reich der Saffawiden
1603 beginnen die iranischen Truppen an mehreren Fronten gleichzeitig den Krieg. Hier
entpuppt sich Shah Abbas als ein genialer Feldherr. Er schlägt die Osmanen bei Hamedan,
und in einem glänzenden Sieg bei Kars befreit er den Westen Irans bis zum Kaukasus.
Nachdem 1616 sogar der türkische Großwesir besiegt wird, bittet Istanbul um Frieden.
Doch vier Jahre später entfacht der Krieg vom neuem. Diesmal geht es um die iranische
Provinz Georgien. Im dritten Krieg gewinnt er Bagdad und weite Teile des heutigen Iraks.
Diese auf beiden Seiten erbittert geführte Kriege verschlingten enorme Kräfte der beiden
islamischen Staaten, was am meisten den Europäern erfreut. Nach diesen erfolgreichen
Feldzügen wendet sich Shah Abbas dem Aufbau des Landes zu. Er fördert die Industrie und
die Landwirtschaft, erneuert und sichert die Handelsstraßen, schließt Handelsverträge
mit den europäischen Staaten. Die Verlegung der Residenz in die alte Selchuken Hauptstadt
Esfahan verwandelt diese in eine der schönsten Städte der Welt.
Unter ihm steigt Iran wieder zu einer Großmacht auf, und die iranische Kultur erlangt zu seiner künstlerischen Vollendung. Doch sein Tod 1629 kennzeichnet den allmählichen Niedergang des Reiches. Nur noch Shah Abbas II (1642-1666)sollte es gelingen, die Größe und den Glanz des Hauses wieder herzustellen.
Doch auch die darauffolgende lange Friedenszeit und enorme kulturelle Leistungen können den geistigen Verfall Irans nicht verheimlichen. Statt der geistigen Vielfalt der Samaniden und Selchuken herrscht in den Universitäten nur eine Lehrmeinung. Besondere Leistungen werden nur noch in der Kunst, der Architektur und in der Theologie vollbracht. So kommt es unter den Saffawiden zur Ausreifung der schiitischen Theologie. Auch die Idee zur Errichtung eines Gottesstaates (wie der seit der Revolution 1979 im Iran) stammt aus dieser Zeit, genauso wie die zahlreichen schiitischen Sitten und Traditionen. Doch andere Wissenschaften verkümmern, und werden vom Aberglauben überzogen. So ist es nicht verwunderlich, daß die großten Leistungen persischer Literatur in dieser Epoche am indischen Hof vollbracht werden.
die Kirche von Esfshan
Die Mogul Kaiser, unter denen die persische Sprache zur offiziellen
Sprache Indiens wird, locken mit Gold und hohen Ämtern persische Offiziere, Beamte und
vor allem Gelehrte an ihren Hof, und steigen so zum Patron persischer Kultur auf. Iran
fällt immer mehr in Nostalgie und Verschlafenheit. So ist es nicht verwunderlich, als der
letzte der Saffawiden, der Pazifist Shah Sultan Hussain,
als Esfahan von einer Handvoll Rebellen unter dem afghanischen Rebellen Mahmoud belagert
wird, lieber zum Koran statt zum Schwert greift, und seinen Thron und die Saffawiden dem
Verderben preisgibt.
pers. Schamschir aur 17Jh. (ein Geschenk des Shahs an dem russ. Zarren)
1722 zieht ein Heer von unterdrückten sunnitischen Afghanen und unzufriedenen
persischen Zarathustraanhängern nach Esfahan. Unweit von der Stadt treffen sie auf die
Regierungstruppen. Es ist, als ob sich die Geschichte vom Fall der Sassaniden hier nach
1000 Jahren wiederholen würde. Der afghanische Vasall Mahmoud, der sich
als Verfechter des sunnitischen Islams sieht, trifft mit einem nur spärlich
ausgerüsteten Heer auf den saffawidischen Sepahsalar Rustam, der über
ein bestens gerüstetes und wohl geschmücktes Heer verfügt. Die Niederlage endet mit der
Kapitulation Esfahans, und der Abdankung des Gebetkönigs. Mahmoud ruft sich zum Shah von
Persien aus, aber die übrigen Provinzen lehnen seine Herrschaft ab, und schlagen die
Afghanen zurück. In dieser Lage ist Iran eine leichte Beute für seine Nachbarn, die
Osmanen und die Russen teilen sich den Norden und Westen Irans. Selbst der Mogul Kaiser,
der in vielfacher Schuld der Saffawiden steht, ignoriert den Hilferuf, was später unter
anderem der Vorwand zum iranisch-indischen Krieg liefern sollte.
Autor: Arash Moghaddam Alvandi